BOY
von Yalda Afsah und Ginan Seidl
Der Film begleitet das Leben eines afghanischen Mädchens in Mazar-e-Sharif, das als Junge aufgezogen wird und erzählt die Geschichte einer jungen afghanischen Sängerin, die sich als Junge verkleidete, um ein »freieres Leben« zu führen und inzwischen in London lebt. Dabei lebt die Narration von ausschnitthaften, nahen Beobachtungen und athmosphärisch-beschreibenden Landschaftsaufnahmen von urbanen und ruralen Räumen.
INFO
NEWS
- 2020-04-23 15:08:48Bodies That Matter
- 2017-10-29 19:35:22Edward Snowden Preis
- 2017-10-29 19:31:44Special Mention
- 2017-08-22 14:48:47Sinopale
- 2017-06-17 14:21:25Lolly Awards für BOY
- 2017-03-07 07:48:40BOY
- 2016-10-04 17:14:54BOY Screenings
- 2016-06-06 10:10:31BOY IN BERLIN
- 2016-04-20 09:24:21PREISE FÜR BOY
- 2016-04-20 09:13:08BOY in Zittau
- 2016-04-20 09:10:14BOY Kinotour
- 2016-04-20 09:01:21»GERMAN SHORTFILMS«
- 2015-10-22 10:09:56BOY Weltpremiere
FESTIVALS
FÖRDERER
Synopsis
„Boy“ erzählt die Geschichte der 13-jährigen Farahnoz, die im afghanischen Mazar-I Sharif als Junge aufwächst. Sie spielt Fußball, fährt Fahrrad, geht in die Schule und hilft ihrer Familie, indem sie alltägliche Aufgaben erledigt. Anders als andere Mädchen in ihrem Alter, die längst verheiratet sind und im Haus bleiben müssen, genießt sie Freiheiten, die in Afghanistan sonst nur Männern vorbehalten sind.
Farahnoz wurde in der Tradition der „Bacha Posh“ erzogen. Als „Bacha Posh“ werden in Afghanistan einzelne Mädchen von frühester Kindheit an als Jungen gekleidet und erzogen. Bis heute sind Söhne in Afghanistan mehr wert als Töchter - sie sind Beschützer, Bank und Altersvorsorge für ihre Eltern. Wenn Mütter keinen Stammhalter zur Welt bringen, gelten sie als Versagerinnen. Ist nach fünf Kindern immer noch kein Sohn geboren worden, so erlaubt es die Tradition deshalb, die jüngste Tochter zur „Bacha Posh“ zu machen. Besser ein falscher Sohn als gar keiner.
In einer durch und durch patriarchalen Gesellschaft scheint dies vielen der einzige Weg zu sein, der ein wenig Freiraum zu ermöglicht. Für die Kinder selbst, aber auch für die Familien. Die „Bacha Poshs“ übernehmen Aufgaben, die für Mädchen Tabu sind. So lebt die selbstbewusste Farahnoz mit ihrer alleinerziehenden großen Schwester zusammen und übernimmt trotz ihrer Jugend die Rolle des Haushaltsoberhauptes. Für das Mädchen selbst bedeutet die Maskerade einen enormen Zugewinn an Freiheit. Doch alle wissen, dass diese Zeit der Freiheit zu Ende gehen könnte. Im geschlechtsreifen Alter werden die „Bacha Poshs“ meist wieder wie “normale” Mädchen verheiratet. Farahnoz sieht diesem Moment mit Schrecken entgegen.
Die afghanische Sängerin Elaha kennt dieses Gefühl. Die heute 24-jahrige Sängerin entschied sich als Mädchen selbst, sich als Junge auszugeben, um ein selbstbestimmteres Leben führen zu können. Sie beschreibt sehr genau, wie anders die Umwelt auf sie reagierte, aber auch, warum die Maskerade an ihr Ende kam, als sie als junge Frau Morddrohungen der Taliban erhielt. Heute lebt und arbeitet sie in London und ist froh, sich nicht mehr verstecken zu müssen.
Die Regisseurinnen Yalda Afsah und Ginan Seidl zeichnen ein sensibles Doppelportrait zweier Frauen, die sich bewusst jenseits tradierter Geschlechterrollen verorten und damit das System selbst in Frage stellen. In klar kadrierten Bildern, die in langen Kamerafahrten die Menschen als Teil ihres sozialen Umfelds erfassen und sich andererseits immer wieder auf Details konzentrieren, kommt der Film seinen Protagonisten nahe.
Farahnoz und Elaha beeindrucken durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Gleichzeitig wird deutlich sichtbar, wo der Wille zu Freiheit und Selbstbestimmung an die Grenzen verkrusteter gesellschaftlicher Vorgaben stößt – sei es in Afghanistan oder in Europa.